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Zirkonimplantat kritisch hinterfragt


15. August 2017

Zirkonimplantate - Dichtung und Wahrheit

Aus aktuellem Anlass und häufigen Fragen seitens der Öffentlichkeit wurde Dr. Marquardt als Spezialist für Implantologie über sogenannte Zirkonimplantate befragt. Dr. Marquardt sieht diese derzeit noch sehr kritisch und kann keine seriöse Empfehlung dazu aussprechen.

 

Die zahnärztliche Implantologie ist ein bedeutender Markt, auf dem sich neue Entwicklungen schnell verbreiten. Inwieweit diese aber einer kritischen wissenschaftlichen Untersuchung Stand halten und ob diese sich in der Tat im Praxisalltag bewähren, bleibt dem Patienten und häufig leider auch dem Behandler unklar.

Das Thema Keramik- bzw. Zirkonimplantate ist ein derzeit sehr umstritten diskutierter Bereich. Das Verlangen der Patienten nach einem angeblich „biologischeren Material“ gegenüber Titan ist verständlich. Jedoch sprechen die wissenschaftlichen Fakten eine andere Sprache, wie der Tegernseer Zahnarzt und Spezialist für Implantologie Dr. Siegfried Marquardt auf Nachfrage erläutert:

  1. Zirkon ist primär ein metallurgisches, radioaktives Material mit einer extrem glatten Oberfläche. Das in der Implantologie verwendete Zirkondioxid zeigt deutlich geringere Haftwerte von Knochenzellen an das Implantat im Vergleich zu Titan.

  2. Die wenigen existierenden Studien, vor allem aber die klinischen Erfahrungsberichte zeigen bei Zirkonimplantaten derzeit noch eine deutlich höhere Misserfolgsquote im Vergleich zu Titanimplantaten. Bereits in den ersten Jahren nach Platzierung können sich Zirkonimplantate aufgrund des schlechten Knochenverbunds auf Belastung lockern. Zudem gibt es keine verlässlichen Langzeitergebnisse.

  3. Titan ist nachweislich ein absolut biologisch und allergenfreies Material, welches auch in der orthopädischen Medizin mit großem Erfolg seit Jahrzehnten verlässlich eingesetzt wird.

  4. Bei Allergie- oder Immunreaktionstestungen ist zum einen stets das richtige Material zu dokumentieren. Viele Testungen verwenden ein unreines Titan, welches mit dem bei seriösen Implantaten verwendeten Titanoxid nichts zu tun hat. Zum anderen ist der Nachweis von Metallen im Lymphsystem auch ohne Titankontakt möglich (allgemeine Umwelteinflüsse) und kein Indiz für eine körperliche Belastung.

  5. Das Befestigen von Zahnersatz auf Zirkonimplantaten ist aus biomechanischen Gründen immer noch deutlich komplizierter und anfälliger (Bruchgefahr) als beim bewährten Titanimplantat.

 

Als Experte erwarte ich in den kommenden Jahren weitere Entwicklungen, vor allem in Bezug auf die Oberflächenbeschaffenheit des Zirkondioxid. Derzeit sind Zirkon- bzw. Keramikimplantate für die routinemäßige Anwendung jedoch nicht zu empfehlen. Seriöse klinische Studien, die mindestens die gleichen Erfolgswerte und geringen Komplikationsraten haben wie bewährte Systeme, sollten abgewartet werden.

 

Gerne beantwortet Dr. Marquardt auch Ihre Fragen persönlich. Schreiben Sie ihm eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

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